Beschluss: AG Bildung: Mit inklusiver Schule zu mehr sozialer Gerechtigkeit

Version: "Inklusive Schulen für mehr soziale Gerechtigkeit"

1 ** Mit inklusiver Schule zu mehr sozialer Gerechtigkeit **
2 ==========================================================
3
4 Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. setzt sich für die
5 Umsetzung der inklusiven Schule ein. Unter Inklusion wird
6 dabei das Ausgehen von der Besonderheit und den
7 individuellen Bedürfnissen eines jeden Kindes und
8 Jugendlichen verstanden. Unabhängig von ihren Fähigkeiten
9 und Beeinträchtigungen sowie von ihrer ethnischen,
10 kulturellen oder sozialen Herkunft haben alle das Recht
11 miteinander und voneinander, Peer-to-Peer, in einer Schule
12 zu lernen. Das deutsche Bildungssystem, das belegen die
13 OECD-Studien (QUELLEN, EDUCATION AT GLANCE), verschärft
14 soziale Selektion, statt sie abzubauen. Es ist nicht
15 akzeptabel, dass in einem demokratischen Land die
16 öffentliche Schule, die dazu da ist, Chancengleichheit für
17 alle Kinder zu realisieren, diese ihnen in der Tat verwehrt.
18 Ein Leitbild für eine inklusive Schule muss sich auf das
19 ganze Schulsystem beziehen, sowohl auf Grund-, allgemeine
20 und berufsbildende Schule als auch auf Schulen für Kinder
21 und Jugendliche mit Behinderungen. Eine „inklusive Schule“
22 soll individuelle Förderung leisten, sie soll sich an Kinder
23 und Jugendliche anpassen und sie nach ihren eigenen
24 Fähigkeiten fördern statt umgekehrt.
25 Dabei sind verschiedene Bereiche von Bedeutung:
26 Die Verkürzung der verbrachten Schulzeit bis zum Abschluss
27 mit dem Abitur durch G8 muss nach Ansicht der Jugendverbände
28 kritisch auch qualitativ evaluiert werden. Eine Rolle spielt
29 dabei u.a. ob die gesteckten Ziele auch erreicht wurden oder
30 der Entwicklung der jungen Menschen zu
31 verantwortungsbewussten und ganzheitlich gebildeten Menschen
32 eher durch z.B. erhöhten Leistungsdruck, etc. entgegen
33 stehen. Auch Aspekte wie das eigenverantwortliche Lernen
34 sollten dabei in den Blick genommen werden.
35 Auch neue bzw. andere Lernorte und -formen als bisher
36 ohnehin schon im Schulalltag vieler Schulen vorhanden,
37 tragen zu einem ganzheitlichen Ansatz, zu mehr Inklusion
38 einzelner bei. Gute Beispiele sind weiterzuentwickeln und
39 bereitzustellen. So können auch in Kooperationen mit
40 außerschulischen Bildungsträgern neue Unterrichtsmethoden
41 ausprobiert werden und u.a. soziale Kompetenzen, wie
42 Kommunikationsfähigkeit oder Teamfähigkeit sowie die
43 demokratische Partizipation gefördert werden.
44 Ausbildung der Akteur-inn-e-n: Die Weiterentwicklung der
45 Schule, der Ansatz des Lebenslangen Lernen macht auch eine
46 Weiterentwicklung der Ausbildung der Lehrenden erforderlich.
47 Fähigkeiten auf vielfältige Bedürfnisse und Eigenschaften
48 von Kindern und Jugendlichen einzugehen sollten sowohl z.B.
49 in der Aus- & Weiterbildung der Lehrer-innen
50 Berücksichtigung finden.
51 ganzheitlicher Bildungsansatz in Zusammenarbeit mit Trägern
52 der Jugendarbeit: Social Skills, die in Jugendverbänden
53 erworben werden, sind für das spätere Leben von hoher
54 Bedeutung, sei es im Berufsleben oder darüber hinaus. Schule
55 lehrt in vielen Fällen hauptsächlich formale
56 Bildungsinhalte. Für eine umfassende Bildung und
57 Persönlichkeitsentwicklung erscheint die Ergänzung mit den
58 nonformalen und informellen Inhalten der Jugendbildung
59 sinnvoll.
60
61 Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. setzt sich bei der
62 niedersächsischen Landesregierung für ein Leitbild eines
63 inklusiven Bildungssystems ein. Dafür müssen auch von Seiten
64 der politisch Verantwortlichen die notwendigen Schritte
65 gegangen und Ressourcen (u.a. pädagogische Fachkräfte)
66 bereitgestellt werden.
67
68 **Begründung**
69 Deutschland wird kontinuierlich zu Recht von der OECD
70 gerügt, das Bildungssystem zu haben, das Schülerinnen und
71 Schüler am meisten selektiert. In keinem Land der OECD
72 hängen die Bildungs- und Berufschancen mehr von der sozialen
73 Herkunft ab als in Deutschland. Es ist inakzeptabel, dass
74 die Zukunft von Kindern in so starkem Maße davon abhängt, wo
75 sie geboren werden. Das verwehrt Kindern
76 Entfaltungsmöglichkeiten und ihr Menschenrecht auf Bildung
77 und freie Entwicklung. Das Land Niedersachsen ist dazu
78 verpflichtet, die UN-Konvention für die Realisierung eines
79 inklusiven Bildungssystems umzusetzen, welche die
80 Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet hat und die seit
81 2009 in Deutschland geltendes Recht ist. Im Gegensatz zu den
82 Stellungnahmen der KMK, wonach sich Deutschland durch die
83 Unterzeichnung der Konvention „lediglich“ dazu verpflichten
84 würde, behinderte Kinder in Bildungssystem und Gesellschaft
85 zu integrieren, bezieht sich die UN-Konvention auf das ganze
86 Bildungssystem und auf die Beseitigung von sozialer
87 Selektion nach jeglichen Herkunftskriterien, seien sie
88 kultureller, ethnischer oder sozialer Natur.
89
90 Das gegliederte Schulsystem in Deutschland verträgt sich mit
91 der Verpflichtung zur Realisierung eines inklusiven
92 Bildungssystems nicht und muss so reformiert werden, dass
93 jedes Kind und jeder Jugendliche sein Menschenrecht auf eine
94 inklusive Bildung wahrnehmen kann. Es gilt die Gesamtschulen
95 zu stärken und inklusive Schulformen flächendeckend zu
96 implementieren. Wie die Erklärung von Salamanca von 1994 bei
97 der UN-Weltkonferenz sagt: „Menschliche Unterschiede sind
98 normal, das Lernen muss daher an das Kind angepasst werden
99 und nicht umgekehrt soll sich das Kind nach vorbestimmten
100 Annahmen über das Tempo und die Art des Lernprozesses
101 richten“.
102 Barrieren, die das deutsche gegliederte Bildungssystem
103 schafft, müssen gelockert und die Schulformen enger
104 miteinander verzahnt werden. Von einer zur anderen Schulform
105 zu wechseln, soll einfacher werden. Dafür sollen Bund und
106 Land Niedersachsen die dafür notwendigen Ressourcen
107 bereitstellen. Ressourcen, die an dieser Stelle investiert
108 werden, reduzieren den Einsatz an anderen Stellen, wo man
109 nachträglich Schäden beseitigen will, die das System selbst
110 verursacht hat.
111 Weitere konkrete Schritte auf dem Weg zur Realisierung eines
112 inklusiven Schulsystems sind beispielsweise: neue
113 Indikatoren und Schulentwicklungskonzepte einführen (z.B.
114 den Index für Inklusion nach Boban/Hinz), ausreichende
115 Mittel dem Bildungssystem bereitstellen, um dieses Ziel zu
116 erreichen, (z.B. mehr Lehrer-innen und
117 Sozialpädagog-innenstellen), neue Unterrichtsmethoden
118 ausprobieren und Kooperationen mit außerschulischen
119 Bildungsträgern fördern. Dadurch werden soziale Kompetenzen,
120 Kommunikationsfähigkeit und Partizipation gefördert, mehr
121 die Fähigkeit zur Kooperation als der Hang zum Wettbewerb
122 gestärkt.
123
124 *Zeit bis zum Schulabschluss*
125 - flexibler gestalten, NICHT: jede Schule entscheidet selbst
126 über G8 oder G9, sondern individueller für Jugendlichen
127
128 *Lernorte und -formen*
129 ganzheitlicher Ansatz, neue Unterrichtsmethoden ausprobieren
130 und Kooperationen mit außerschulischen Bildungsträgern
131 fördern. Dadurch werden soziale Kompetenzen,
132 Kommunikationsfähigkeit und Partizipation gefördert, die
133 Fähigkeit zur Kooperation gestärkt.
134
135 *Ausbildung der Akteur-inn-e-n*
136 Lehreraus- & weiterbildung, Hochschulausbildung
137
138 *ganzheitlicher Bildungsansatz in Zusammenarbeit mit Trägern
139 der Jugendarbeit*
140 non-formale und infomelle Bildung für eine umfassende
141 Bildung

Der Text verglichen mit der Originalversion

1 ** Mit inklusiver Schule zu mehr sozialer Gerechtigkeit **
2 ==========================================================
3
4 Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. setzt sich für die
5 Umsetzung der inklusiven Schule ein. Unter Inklusion wird
6 dabei das Ausgehen von der Besonderheit und den
7 individuellen Bedürfnissen eines jeden Kindes und
8 Jugendlichen verstanden. Unabhängig von ihren Fähigkeiten
9 und Beeinträchtigungen sowie von ihrer ethnischen,
10 kulturellen oder sozialen Herkunft haben alle das Recht
11 miteinander und voneinander, Peer-to-Peer, in einer Schule
12 zu lernen. Das deutsche Bildungssystem, das belegen die
13 OECD-Studien,OECD-Studien (QUELLEN, EDUCATION AT GLANCE),
14 verschärft soziale Selektion, statt sie abzubauen. Es ist
15 nicht akzeptabel, dass in einem demokratischen Land die
16 öffentliche Schule, die dazu da ist, Chancengleichheit für
17 alle Kinder zu realisieren, diese ihnen in der Tat
18 verwehrt. Ein Leitbild für eine inklusive Schule muss sich
19 auf das ganze Schulsystem beziehen, sowohl auf Grund-,
20 allgemeine und berufsbildende Schule als auch auf Schulen
21 für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Eine
22 „inklusive Schule“ soll individuelle Förderung leisten, sie
23 soll sich an Kinder und Jugendliche anpassen und sie nach
24 ihren eigenen Fähigkeiten fördern statt umgekehrt.
25 Dabei sind verschiedene Bereiche von Bedeutung:
26 Die Verkürzung der verbrachten Schulzeit bis zum Abschluss
27 mit dem Abitur durch G8 muss nach Ansicht der
28 Jugendverbände kritisch auch qualitativ evaluiert werden.
29 Eine Rolle spielt dabei u.a. ob die gesteckten Ziele auch
30 erreicht wurden oder der Entwicklung der jungen Menschen zu
31 verantwortungsbewussten und ganzheitlich gebildeten
32 Menschen eher durch z.B. erhöhten Leistungsdruck, etc.
33 entgegen stehen. Auch Aspekte wie das eigenverantwortliche
34 Lernen sollten dabei in den Blick genommen werden.
35 Auch neue bzw. andere Lernorte und -formen als bisher
36 ohnehin schon im Schulalltag vieler Schulen vorhanden,
37 tragen zu einem ganzheitlichen Ansatz, zu mehr Inklusion
38 einzelner bei. Gute Beispiele sind weiterzuentwickeln und
39 bereitzustellen. So können auch in Kooperationen mit
40 außerschulischen Bildungsträgern neue Unterrichtsmethoden
41 ausprobiert werden und u.a. soziale Kompetenzen, wie
42 Kommunikationsfähigkeit oder Teamfähigkeit sowie die
43 demokratische Partizipation gefördert werden.
44 Ausbildung der Akteur-inn-e-n: Die Weiterentwicklung der
45 Schule, der Ansatz des Lebenslangen Lernen macht auch eine
46 Weiterentwicklung der Ausbildung der Lehrenden
47 erforderlich. Fähigkeiten auf vielfältige Bedürfnisse und
48 Eigenschaften von Kindern und Jugendlichen einzugehen
49 sollten sowohl z.B. in der Aus- & Weiterbildung der
50 Lehrer-innen Berücksichtigung finden.
51 ganzheitlicher Bildungsansatz in Zusammenarbeit mit Trägern
52 der Jugendarbeit: Social Skills, die in Jugendverbänden
53 erworben werden, sind für das spätere Leben von hoher
54 Bedeutung, sei es im Berufsleben oder darüber hinaus.
55 Schule lehrt in vielen Fällen hauptsächlich formale
56 Bildungsinhalte. Für eine umfassende Bildung und
57 Persönlichkeitsentwicklung erscheint die Ergänzung mit den
58 nonformalen und informellen Inhalten der Jugendbildung
59 sinnvoll.
60
61 Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. setzt sich bei der
62 niedersächsischen Landesregierung für ein Leitbild eines
63 inklusiven Bildungssystems ein und unterstütztein. Dafür
64 müssen auch von Seiten der politisch Verantwortlichen die
65 notwendigen Schritte gegangen und Ressourcen (u.a.
66 pädagogische Fachkräfte) bereitgestellt werden.
67
68 **Begründung**
69 Deutschland wird kontinuierlich zu Recht von der OECD
70 gerügt, das Bildungssystem zu haben, das Schülerinnen und
71 Schüler am meisten selektiert. In keinem Land der OECD
72 hängen die Bildungs- und Berufschancen mehr von der
73 sozialen Herkunft ab als in Deutschland. Es ist
74 inakzeptabel, dass die Zukunft von Kindern in so starkem
75 Maße davon abhängt, wo sie geboren werden. Das verwehrt
76 Kindern Entfaltungsmöglichkeiten und ihr Menschenrecht auf
77 Bildung und freie Entwicklung. Das Land Niedersachsen ist
78 dazu verpflichtet, die UN-Konvention für die Realisierung
79 eines inklusiven Bildungssystems umzusetzen, welche die
80 Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet hat und die seit
81 2009 in Deutschland geltendes Recht ist. Im Gegensatz zu
82 den Stellungnahmen der KMK, wonach sich Deutschland durch
83 die Unterzeichnung der Konvention „lediglich“ dazu
84 verpflichten würde, behinderte Kinder in Bildungssystem und
85 Gesellschaft zu integrieren, bezieht sich die UN-Konvention
86 auf das ganze Bildungssystem und auf die Beseitigung von
87 sozialer Selektion nach jeglichen Herkunftskriterien, seien
88 sie kultureller, ethnischer oder sozialer Natur.
89
90 Das gegliederte Schulsystem in Deutschland verträgt sich
91 mit der Verpflichtung zur Realisierung eines inklusiven
92 Bildungssystems nicht und muss so reformiert werden, dass
93 jedes Kind und jeder Jugendliche sein Menschenrecht auf
94 eine inklusive Bildung wahrnehmen kann. Es gilt die
95 Gesamtschulen zu stärken und inklusive Schulformen
96 flächendeckend zu implementieren. Wie die Erklärung von
97 Salamanca von 1994 bei der UN-Weltkonferenz sagt:
98 „Menschliche Unterschiede sind normal, das Lernen muss
99 daher an das Kind angepasst werden und nicht umgekehrt soll
100 sich das Kind nach vorbestimmten Annahmen über das Tempo
101 und die Art des Lernprozesses richten“.
102 Barrieren, die das deutsche gegliederte Bildungssystem
103 schafft, müssen gelockert und die Schulformen enger
104 miteinander verzahnt werden. Von einer zur anderen
105 Schulform zu wechseln, soll einfacher werden. Dafür sollen
106 Bund und Land Niedersachsen die dafür notwendigen
107 Ressourcen bereitstellen. Ressourcen, die an dieser Stelle
108 investiert werden, reduzieren den Einsatz an anderen
109 Stellen, wo man nachträglich Schäden beseitigen will, die
110 das System selbst verursacht hat.
111 Weitere konkrete Schritte auf dem Weg dahin die Ziele des
112 Volksbegehrens „für gute Schulen“. Es musszur Realisierung
113 eines inklusiven Schulsystems sind beispielsweise: neue
114 Indikatoren und Schulentwicklungskonzepte einführen (z.B.
115 den Schulen überlassen werden, ob sie das Gymnasium auf 8
116 Jahre verkürzen wollen, anstatt sie dazuIndex für Inklusion
117 nach Boban/Hinz), ausreichende Mittel dem Bildungssystem
118 bereitstellen, um dieses Ziel zu verpflichten. Die sehr
119 hohen Hürdenerreichen, (z.B. mehr Lehrer-innen und
120 Sozialpädagog-innenstellen), neue Unterrichtsmethoden
121 ausprobieren und Kooperationen mit außerschulischen
122 Bildungsträgern fördern. Dadurch werden soziale
123 Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und Partizipation
124 gefördert, mehr die Fähigkeit zur Einrichtung von
125 Gesamtschulen müssen aufgehoben und die Bedingungen, unter
126 denen sie eingerichtetKooperation als der Hang zum
127 Wettbewerb gestärkt.
128
129 *Zeit bis zum Schulabschluss*
130 - flexibler gestalten, NICHT: jede Schule entscheidet
131 selbst über G8 oder G9, sondern individueller für
132 Jugendlichen
133
134 *Lernorte und -formen*
135 ganzheitlicher Ansatz, neue Unterrichtsmethoden
136 ausprobieren und Kooperationen mit außerschulischen
137 Bildungsträgern fördern. Dadurch werden können, vereinfacht
138 werden. Das vom Kultusministerium eingeführte
139 Oberschule-Modell wird abgelehnt und darf nichtsoziale
140 Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und Partizipation
141 gefördert, die Fähigkeit zur Verdrängung von Gesamtschulen
142 führen.
143
144 Begründung
145 Deutschland wird kontinuierlich zu Recht von der OECD
146 gerügt, das Bildungssystem zu haben, das Schülerinnen und
147 Schüler am meisten selektiert. In keinem Land der OECD
148 hängen die Bildungs- und Berufschancen mehr von der
149 sozialen Herkunft ab alsKooperation gestärkt.
150
151 *Ausbildung der Akteur-inn-e-n*
152 Lehreraus- & weiterbildung, Hochschulausbildung
153
154 *ganzheitlicher Bildungsansatz in Deutschland. Es ist
155 inakzeptabel, dass die Zukunft von Kindern in so starkem
156 Maße davon abhängt, wo sie geboren werden. Das verwehrt
157 Kindern Entfaltungsmöglichkeiten und ihr Menschenrecht
158 aufZusammenarbeit mit Trägern der Jugendarbeit*
159 non-formale und infomelle Bildung und freie Entwicklung.
160 Das Land Niedersachsen ist dazu verpflichtet, die
161 UN-Konvention für die Realisierung eines inklusiven
162 Bildungssystems umzusetzen, welche die Bundesrepublik
163 Deutschland unterzeichnet hat und die seit 2009 in
164 Deutschland geltendes Recht ist. Im Gegensatz zu den
165 Stellungnahmen der KMK, wonach sich Deutschland durch die
166 Unterzeichnung der Konvention „lediglich“ dazu verpflichten
167 würde, behinderte Kinder in Bildungssystem und Gesellschaft
168 zu integrieren, bezieht sich die UN-Konvention auf das
169 ganze Bildungssystem und auf die Beseitigung von sozialer
170 Selektion nach jeglichen Herkunftskriterien, seien sie
171 kultureller, ethnischer oder sozialer Natur.
172 Das gegliederte Schulsystem in Deutschland verträgt sich
173 mit der Verpflichtung zur Realisierung eines inklusiven
174 Bildungssystems nicht und muss so reformiert werden, dass
175 jedes Kind und jeder Jugendliche sein Menschenrecht auf
176 eine inklusiveumfassende Bildung wahrnehmen kann. Wie die
177 Erklärung von Salamanca von 1994 bei der UN-Weltkonferenz
178 sagt: „Menschliche Unterschiede sind normal, das Lernen
179 muss daher an das Kind angepasst werden und nicht umgekehrt
180 soll sich das Kind nach vorbestimmten Annahmen über das
181 Tempo und die Art des Lernprozesses richten“. Genau das
182 macht aber die deutsche Schule: Die Kinder, die nicht den
183 Schritt halten, werden heruntergestuft, diejenigen, die es
184 schaffen, sollen die künftige Elite bilden. Die künstliche
185 Schaffung von „sozialen Schichten“ von Kindesalter an hat
186 in einer Gesellschaft, die demokratisch sein will, nichts
187 zu suchen.
188 Darum müssen die Barrieren, die das deutsche gegliederte
189 Bildungssystem schafft, gelockert und die Schulformen enger
190 miteinander verzahnt werden. Kinder müssen in der Schule
191 länger gemeinsam lernen und individueller gefördert werden.
192 Von einer zur anderen Schulform zu wechseln, soll einfacher
193 werden. Dafür sollen Bund und Land Niedersachsen die dafür
194 notwendigen Ressourcen bereitstellen. Ressourcen, die an
195 dieser Stelle investiert werden, reduzieren den Einsatz an
196 anderen Stellen, wo man nachträglich Schäden beseitigen
197 will, die das System selbst verursacht hat.
198 Weitere konkrete Schritte auf dem Weg zur Realisierung
199 eines inklusiven Schulsystems sind beispielsweise: neue
200 Indikatoren und Schulentwicklungskonzepte einführen (z.B.
201 den Index für Inklusion nach Boban/Hinz), ausreichende
202 Mittel dem Bildungssystem bereitstellen, um dieses Ziel zu
203 erreichen, (z.B. mehr Lehrer-innen und
204 Sozialpädagog-innenstellen), neue Unterrichtsmethoden
205 ausprobieren und Kooperationen mit außerschulischen
206 Bildungsträgern fördern. Dadurch wer-
207 den soziale Kompetenzen, Kommunikationsfähigkeit und
208 Partizipation gefördert, mehr die Fähigkeit zur Kooperation
209 als der Hang zum Wettbewerb gestärkt.
210 Gerade bewegt sich aber die Schulreform in die
211 entgegengesetzte Richtung! Die Verkürzung der Schulzeiten
212 am Gymnasium in Niedersachsen ist aus dem Gesichtspunkt des
213 Leitbilds einer inklusiven Schule genau das Falsche! So
214 verschärft man die Kluft zwischen den Kindern, die den
215 Schritt halten, und denjenigen, die das nicht schaffen.
216 Auch die sehr schwierig zu erfüllenden Voraussetzungen, um
217 eine Gesamtschule einzurichten, sind nicht nachvollziehbar,
218 gerade wenn man sieht, wie nachgefragt dieses Schulmodell
219 unter Eltern ist. Deshalb sollen die Ziele des
220 Volksbegehrens „für gute Schulen“ in Niedersachsen
221 unterstützt werden.
222 Das niedersächsische Kultusministerium führt dabei, nach
223 eigenen Aussagen aus Gründen der demographischen
224 Entwicklung, eine Oberschule ein, welche den Schulen die
225 Möglichkeit gibt, Haupt- und Realschulen zusammenzufassen.
226 Die Oberschule bringt aber für ein inklusives Schulsystem
227 keine Fortschritte. Dreizügige Oberschulen sollen dabei
228 zugelassen werden, hingegen sollen kleinere, drei- oder
229 vierzügige IGS, die zahlreich von Landkreisen beantragt
230 wurden, weiterhin nicht möglich bleiben. Das gleicht einer
231 Ungleichbehandlung zwischen Schulformen, die dem
232 niedersächsischen Kultusministerium beliebt und unbeliebt
233 sind. Damit wird also die Stellung von IGS, welche derzeit
234 dem Leitbild einer inklusiven Schule am nächsten kommen,
235 welche Flexibilität gewährleisten und unter Eltern und
236 Kindern sehr beliebt sind, sehr stark infrage gestellt und
237 kein Schulfrieden gefördert. Die Oberschule wird übrigens
238 nach Angaben von Schulträgern das demographische Problem in
239 ländlichen Gebieten nicht lösen können. Dadurch hat man den
240 starken Eindruck, dass Oberschulen dafür eingeführt werden,
241 um IGS zu verdrängen. So kommen wir einem inklusiven
242 Bildungssystem nicht näher!
243
244
245
246
247
248

Vorschlag

AG Bildung: Antrag „Mit inklusiver Schule...” aufteilen

Durch die Aufteilung des Antrags in einzelen Abschnitte, können diese besser voneinander abgegrenzt werden. Auch wenn die verschiedenen Aspekte miteinander zusammenhängen, könnte die Diskussion so ggf. strukturierter geführt werden - sowohl in der AG Bildung als auch im HA.

  1. Bewerten Sie die Original- und die eingebrachten Versionen eines Beschlusses, indem Sie über die Pfeile Ihre Zustimmung (hoch) oder Ablehnung (runter) ausdrücken. Sie können dabei auch mehreren Versionen zustimmen oder diese ablehnen.

  2. Wählen Sie, ob Änderungen im Vergleich zur Originalversion hervorgehoben werden sollen.

  3. Sie können hier auch eine neue Version des Beschlusses einbringen.